Eine Zeitreise in Bildern und Texten
bei Ludwig und Detlev in Altenkirchen
Unsere Heimatstadt ! Du hast es verdient, das wir zeigen wie schön du einmal warst.





Das Rheinische Kaufhaus der Familie Schneider in der Wilhelmstraße von 1820 bis 1969 


Das Rheinische Kaufhaus in Altenkirchen


Das Rheinische Kaufhaus der Familie Schneider - Ein Unternehmen in über 150 Jahren - in vier Generationen.

Das Rheinische Kaufhaus, gelegen am Anfang derr Wilhelmstr. - Ecke Quengelstr. und des Bleichweges. Gegenüber auf der anderen Straßenseite war die Brückenschenke und das Cafe Weiler. Und zur Stadt hin als direkter Nachbar das Schuhaus Groß, im Volksmund der "Ledder" genannt.

Gegründet wurde das Rheinische Kaufhaus im Jahre 1820 von Ludwig Friedrich Ernst Schneider. Er verstarb im Jahre 1854 und seine Witwe erbaute im Jahre 1858 ein neues Haus. Damals war man nicht auf Lebensmittel und Feinkost spezialisiert, denn beim "Schneiders Louis", dem Sohn des Gründers, gab es neben Landesprodukten auch Eisenwaren und die Bauern konnten, wenn sie mit dem Butterkorb nach Altenkirchen kamen, im Schnapsstübchen "einen nehmen".

Anfang des Jahres 1904 trat dann Luise Schneider auf den Plan. Sie, die 1882 in Widderstein geborene, die im Rechnen stets mit einer guten Note versehen wurde, so wird berichtet, unternahm als 14jährige 1896 einen kühnes Unterfangen. Sie beschloss, in Moers am Niederrhein eine Lehre anzutreten. Sie hatte das Angebot des Kaufmanns im "Kasseler Sonntagsblatt" gelesen und die Mutter veranlasst, mit ihr nach Moers zu fahren. Der Einfachheit halber blieb sie gleich da. Der Lehrling Luise war nicht viel größer als die Theke hoch war, aber das machte sich mit der Zeit. Nach der Absolvierung der Kaufmannslehre war sie in Barmen und Hagen tätig, hatte aber nie die Verbindung zur Heimat verloren. Das ging auch daraus hervor, das Kaufmannsgehilfin Luise am 08. April 1904 den Kollegen Robert Schneider aus Altenkirchen heiratete und mit ihm das 1820 gegründete Lebensmittelgeschäft - es ist seither im Familienbesitz geblieben - übernahm.

Die junge Frau wurde der gute Geist der Familie und der Kunden im Geschäft.

Aus der Ehe mit Robert Schneider gingen zwei Kinder hervor. Der Sohn Gustav Schneider und die Tochter Gerda Schneider, genannt Tante Gerda,, so wurde sie von uns Kindern genannt. Man überstand zwei Weltkriege, die Währungsreform und das Dritte Reich und war nach dem Ende des zweiten Weltkrieges ausgebombt. Der Wiederaufbau fand statt und so schrieb die Rhein-Zeitung am 11. August 1951 folgendes: " Von den in der Nachkriegszeit in Altenkirchen errichteten privaten Geschäfts-Neubauten haben im Laufe des Sommers 1951 viele ihren Außenplatz und damit ihr endgültiges Gesicht erhalten. Manche schöne Hausfassade trät nun zu einem besseren Straßenbild bei. Unter den neuen Geschäftshäusern ist auch der dreigeschossige Bau des "Rheinischen Kaufhauses" zu nennen."

Mittlerweile war auch die vierte Generation Schneider mit ihm Geschäft, der Sohn Gustav und die Tochter Gerda. Somit waren die Schneiders eines der ältesten Familienunternehmen in Altenkirchen.

Man erweiterte das Geschäft. Zu den Lebensmitteln, Feinkost, Obst und Gemüse kam auch eine Fisch-Spezialabteilung. Robert und Luise Schneider feierten 1954 das Fest der goldenen Hochzeit und drei Jahre später verstarb Robert Schneider. Sohn Gustav mit seiner Frau Lieselotte sowie der Schwester Gerda führten nun mit Luise Schneider das Geschäft. Mit im Haus auf der rechten Seite, war mittlerweile auch das Modehaus Schneider-Jünger, das an anderer Stelle eingebombt worden war.

Die Erweiterung des Geschäftes nach dem Wiederaufbau durch frischen Fisch war prägend für Gustav Schneider und seinen Sohn Ludwig. Bis heute besteht die Liebe zum Fisch. Der frische Fisch kam Anfang der 50er Jahre direkt aus Bremerhaven, in einem Fass mit Trockeneis bedeckt, zur Güterabfertigung mit der Bahn nach Altenkirchen. Gustav fuhr dann mit seinem DKW-Combi, der außen mit Holz verkleidet war, zur Güterabfertigung und holte das Fass mit frischem Fisch ab. Es gab zweimal die Woche frischen Hering aus dem Fass. Als Kinder bekamen wir den Auftrag von der Mutter, ausgerüstet mit Einkaufskorb, bei Schneiders frische Heringe zum Einlegen oder für Herings-Dip zu kaufen. Oma Luise Schneider fragte dann - sie saß wie immer in ihrem weißen Kittel hinter der Kasse - Na, ihr Ludwigs Kinder, was wollt ihr denn? Wollt ihr einkaufen oder wollt ihr mit dem Ludwig spielen? Wir sollen Heringe holen, und dann noch 500g Mehl und 500g Zucker.

Alles wurde dann abgewogen, der Hering in dickes Papier verpackt und so gingen wir nach Hause, bekamen aber immer ein Bonbon aus dem Glas, das an der Kasse stand.

Gustav fuhr viermal die Woche nach Bonn zum Großmarkt, um Räucherfisch, Obst und Gemüse zu kaufen. Erst fuhr er mit dem DKW, später hatte er einen Opel. Es gab fast alle Fischsorten, bis hin zum Stockfisch. Wer weiß denn heute noch, was Stockfisch ist. Zu Weihnachten wurde an den Dreifelderweiher gefahren, um frisch gefangenen Karpfen zu kaufen, den die Kunden zu Weihnachten bestellt hatten. Der Sohn Ludwig durfte oft mitfahren und so entwickelte sich eine Liebe zum Fisch, die bis heute anhält.

Luise, Gustav mit Ehefrau Lieselotte und Gerda Schneider kannten fast alle, die ins Geschäft kamen. Sie hatten immer Zeit für ein Schwätzchen und für Geschichten über die "Aalekerjer Leute". Für Luise Schneider gab es keinen Ruhestand und so konnte sie 1966 auf 70 Jahre hinter ihrer Kasse im Laden zurückblicken, immer im frischgebügelten weißen Kittel. Eine ihrer Berufserkenntnisse in den 70 Jahren lautete: Als schwarze Seife und Rübenkraut noch lose verwogen wurden waren die Leute zufriedener, als sie es heute sind.

Luise Schneider wurde 90 Jahre alt, sie verstarb 1972. Gustav und Gerda Schneider gaben ihr Geschäft 1969 auf, weil die fünfte Generation es nicht mehr weiterführen wollte. Heute gehört das Haus einem Immobilienmakler.


Die Altenkirchener Detlev Ludwig und Ludwig Schneider